Serie Die neue Gründerzeit
Marc Seelbach sieht Gründung als einen möglichen Weg, Forschungsinhalte aus der Uni heraus in die Gesellschaft zu tragen. © RUB, Marquard

Interview Mit Motivation und Eigeninitiative

Eine Gründung aus der Uni heraus verbindet exzellente Forschung mit wirtschaftlicher Umsetzung.

Als Projektleiter des Worldfactory-Start-up Center (WSC) baut Marc Seelbach mit seinem Team eine Werkshalle zum Prototypenbau auf: den Makerspace im O-Werk.

Herr Seelbach, warum sollte man aus der Uni heraus ein eigenes Unternehmen gründen?
Gründung ist einer von mehreren möglichen Wegen, um Forschungsinhalte aus der Uni heraus in die Gesellschaft zu tragen. Innovation braucht exzellente Forschung und wirtschaftliche Umsetzung. Deswegen ist es eine Win-win-Situation, wenn Studierende oder Forschende direkt aus der Uni heraus und im engen Kontakt mit der Forschung gründen.

Was ist das Wichtigste, was Gründende mitbringen müssen?
Motivation und Eigeninitiative! Insbesondere wissenschaftsbasierte Gründungen brauchen durchaus länger als schnelle und simple Geschäftsideen. An der Uni bekommt man zwar alle Ressourcen und Grundlagen zur Verfügung gestellt, damit die Gründung erfolgreich verlaufen kann, aber durchführen muss sie jeder selbstständig. Dafür macht man es ja letztendlich auch.

Frühzeitig mit Investoren und Investorinnen in Kontakt treten

Was ist die größte Hürde, die zu nehmen ist?
Für viele Gründungsteams ist die Phase nach einem Förderprogramm wie EXIST, das ihnen für eine bestimmte Zeit eine finanzielle Basis geboten hat, die schwerste Hürde. Denn hier treten sie aus dem Kosmos der Universität heraus und müssen sich auf dem Markt beweisen. Da lohnt es sich, frühzeitig mit Investorinnen und Investoren in Kontakt zu treten und vorausschauend zu planen.

Mein Tipp an Leute, die mit dem Gedanken spielen zu gründen:
Unsere einführenden Veranstaltungsformate wie der monatlich stattfindende Breakfast Club oder die Gründer*innentalks besuchen. Hier geht es nicht um konkrete Wissensvermittlung, sondern einfach darum, mal ein bisschen Start-up Luft zu schnuppern und zu sehen, was es da alles so gibt. Beim letzten Gründer*innentalk waren 75 Interessierte; da lernt man schnell Gleichgesinnte kennen.

Das sollte kein angehender Gründer, keine angehende Gründerin verpassen:
Frühzeitig mit der Worldfactory Kontakt aufzunehmen. Wir haben für jede Phase etwas, das euch sicher weiterhelfen kann.

Wir wissen immer, wer weiterhelfen kann

Das macht das WSC an der RUB so besonders:
Niemand kennt die wichtigen Akteure und Akteurinnen im Bereich Entrepreneurship an der RUB und im gesamten Ökosystem so gut wie wir. Wir können zwar nicht alles, aber wir wissen immer, wer ganz konkret weiterhelfen kann.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit beim WSC am besten?
Zum einen ist es spannend zu sehen, wie immer mehr professionelle Strukturen und Prozesse entstehen und wie vielfältig die RUB mit ihren Angeboten mittlerweile aufgestellt ist. Mit unserem campusweiten Beratungsprozess holen wir Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen und Studierende da ab, wo sie stehen. Zum anderen ist es der permanente Grenzgang an der Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und dem Zugang zum Markt.

Was haben Sie bei der Arbeit beim WSC gelernt?
Veränderung ist die einzige Konstante. Genau wie Gründende haben wir permanent mit Unsicherheitserfahrungen zu tun, weil wir neue Wege beschreiten. Die Teamdynamik im Projekt und auf dem gesamten Campus ist sehr stark, weil jeder sein eigenes Ego mit hineinbringt. Dies macht die kontinuierliche Abstimmung komplexer, eben wie bei einer dynamischen Unternehmensentwicklung.

In einem Wort: WSC bedeutet …
… Fortschritt!

Zur Person

Marc Seelbach leitet im Dezernat für Hochschulentwicklung und Strategie die Abteilung für Transfer & Entrepreneurship. Neben klassischen Projekten und Angeboten des Wissens- und Technologietransfers, baut er mit seinem Team aktuell eine offene Werkstatt, den Makerspace im O-Werk, auf. Zudem professionalisiert seine Abteilung den Start-up-Service an der RUB und verwaltet das Patentportfolio der Universität. Gemeinsam mit dem Prorektor für Forschung, Transfer und wissenschaftlichen Nachwuchs hat er die Projektleitung für das WSC, aber auch für das Projekt Worldfactory-International inne, das alle internationalen Gründungs- und Transferaktivitäten bündelt.

Makerspace

Der Makerspace bietet Forschenden, Studierenden und perspektivisch auch Unternehmen Räumlichkeiten und Ausrüstung, um aus ihren Ideen Prototypen zu entwickeln. Im O-Werk, dem ehemaligen Opel-Verwaltungsgebäude, steht ihnen dazu auf etwa 2.000 Quadratmetern das notwendige Equipment zur Verfügung. Dieses ermöglicht nicht nur den Einsatz von 3D-Druck, Robotik und CNC-Bearbeitung (computergesteuertes Fräsen). Auch ein Lasercutter, Näh- und Strickmaschinen sowie Kreativ- und Medienausstattung sind vorhanden. Ebenso eine Ausrüstung für den urbanen Gartenbau. Ergänzt wird der Makerspace um eine mobile Werkstatt für externe Formate in einem umgebauten Elektroauto.

Derzeit arbeitet das Team mit Hochdruck an der Ausstattung des Makerspace und peilt einen Betriebsstart zum kommenden Wintersemester an.

Veröffentlicht

Dienstag
13. April 2021
09:15 Uhr

Von

Carina Huber

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