Serie Die neue Gründerzeit
„Es braucht ein resilientes Team, das eine innovative Idee hat, um ein wirkliches Problem zur richtigen Zeit zu lösen“, meint Tina Boes.
© RUB, Marquard

Interview Uni bietet kurze Wege und interdisziplinäres Netzwerk

Mit seinen fünf Inkubatoren unterstützt das Worldfactory-Start-up Center (WSC) der RUB Gründungsinteressierte aus unterschiedlichen Fachrichtungen von der Idee bis hin zur Gründung ihres Unternehmens.

Als Start-up Coach beim Inkubator Materials fördert Tina Boes Gründungsteams mit innovativen Ideen aus den Materialwissenschaften oder mit Bezug zu Materialien. Im Interview erklärt sie, was für Gründende besonders wichtig ist.

Frau Boes, warum sollte man aus der Uni heraus ein eigenes Unternehmen gründen?
Es gab nie eine bessere Zeit, um aus der Uni heraus zu gründen, da es noch nie ein so umfassendes Unterstützungsprogramm wie das des WSC gab. Ich bin der Meinung, dass es unglaublich bereichernd ist, die Erfahrung einer Gründung zu machen. Die Uni bietet ein geschütztes Umfeld, in dem man sich bestens ausprobieren kann – mit kurzen Wegen und einem interdisziplinären Netzwerk. Das ist sowohl für die Teamfindung als auch für die Wissensaneignung relevant: Die Uni bietet nicht nur Seminare und Veranstaltungen an, sondern ermöglicht auch den Austausch mit diversen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die mit ihrer Expertise Ideen auf ein neues Level heben können. Für Kundeninterviews stehen Kommilitonen und Kommilitoninnen zur Verfügung und die Start-up Coaches des WSC helfen bei den vielen Facetten der Unternehmensentwicklung.

Was ist das Wichtigste, was eine Gründer, eine Gründerin mitbringen muss?
Ein entrepreneurial mindset und ein Stehaufmännchen-Gen. Die drei wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Ausgründung sind jedoch Team, Idee und Timing: Es braucht ein resilientes Team, das eine innovative Idee hat, um ein wirkliches Problem zur richtigen Zeit zu lösen.

Was ist die größte Hürde, die zu nehmen ist?
Eine Idee in einem unternehmerischen Kontext zu verwirklichen ist komplex. Es müssen stets mehrere Baustellen gleichzeitig bearbeitet werden. Dafür benötigt man Durchhaltevermögen, muss stressresistent, lösungsorientiert und manchmal risikobereit sein.

Mein Tipp an Leute, die mit dem Gedanken spielen zu gründen:
Sucht euch ein Problem, für das ihr bereit seid, mehrere Jahre zu arbeiten und ein Team, das resilient und divers ist, sodass alle Teamrollen abgedeckt sind. Gründet nicht des Geldes oder des Fame wegen. 

Das sollte kein angehender Gründer, keine Gründerin verpassen:
Gründungsinteressierte sollten es auf keinen Fall verpassen, sich intensiv mit diversen Menschen und deren Meinungen auseinanderzusetzen – auch negatives Feedback kann zur Optimierung der Idee beitragen. Dazu gehört der intensive Austausch mit der Zielgruppe sowie die Teilnahme an Gründer*innen-Talks, Netzwerk- und Pitch-Veranstaltungen. Was ebenfalls nicht verpasst werden sollte, ist die Auseinandersetzung mit Fehlern und Scheitern. Man kommt als Gründer oder Gründerin immer mal wieder an den Punkt, an dem man Fehlentscheidungen getroffen hat oder äußere Einflüsse einen zum Haareraufen bringen können. Das Wichtigste ist jedoch, dass man lernt, damit reflektiert umzugehen.

Das macht das WSC an der RUB so besonders:
Das Besondere am Gründungsökosystem der RUB ist, dass es Anknüpfungspunkte für jede und jeden bietet. Du studierst und möchtest während des Studiums mit Kommilitonen und Kommilitoninnen an einer Idee tüfteln? Entrepreneurship Education hat die passenden Lehrformate und der Makerspace im O-Werk die Werkstätten zum Prototypenbau.

Du bist Doktorand, Doktorandin, Post-Doc oder Alumnae und möchtest erstmal abchecken, ob deine Forschung das Potenzial für eine Ausgründung hat? Die Research School und die Abteilung Transfer & Entrepreneurship zeigen dir, in welchen Stunden- oder Tagesworkshops individuell auf dich und deine Idee eingegangen wird. Du bist Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin und hast dein Geschäftsmodell bereits vor Augen? Dann bist du entweder in einem der fünf Fachinkubatoren (Cube5, Health+, Start4Chem, SmartSystems oder Materials) richtig oder im zentralen Gründungsberatungsteam, das dir mit Rat und Tat sowie Finanzierungsunterstützung zur Seite steht. Um das häufig versteckte Potenzial bei Frauen zu heben, wurde der female Inkubator FACE (Female Academic Entrepreneurs FACE@RUB)  eingerichtet. Dieser trägt dazu bei, dass zukünftig mehr als nur 14 Prozent aller Ausgründungen von Frauen sein werden.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit beim WSC am besten?
Der Austausch mit den Gründungsteams und das grandiose Gründungs-Support-Team des WSC. Meine Kollegen und Kolleginnen sind enorm motiviert, beratungs- und gründungserfahren.

Was haben Sie bei der Arbeit beim WSC gelernt?
Die Arbeit beim WSC hat mir gezeigt, dass es an Universitäten eine Menge unberührte Start-up-Erde gibt, auf der viele Ideen-Pflänzchen wachsen - also wahnsinnig viel Potenzial, das genutzt werden sollte.

In zwei Worten: WSC bedeutet …
…Community und Empowerment.

Zur Person

Tina Boes ist Start-up Coach beim Inkubator Materials. Dieser fördert Teams mit innovativen Ideen aus den Materialwissenschaften oder mit Bezug zu Materialien. Sie gestaltet das Angebot des Inkubators Materials und führt bedarfsgerechte Coachings mit den Teams durch. Außerdem organisiert Tina Boes Fachberatungen, informiert zu Finanzierungsmöglichkeiten und vermittelt Kontakte zu Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, zu Start-ups und zur Industrie.

Veröffentlicht

Dienstag
25. Mai 2021
08:12 Uhr

Von

Carina Huber

Teilen