Serie Über das Vergessen
Theodor Schnitzler promoviert am Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit.
© Damian Gorczany

IT-Sicherheit „Das Vergessen gerät in Vergessenheit“

Was für das Gehirn selbstverständlich ist, findet im Internet nicht von alleine statt.

Vergessen zu können bedeutet für mich, sich von unliebsamen oder unerwünschten Informationen trennen zu können. Während diese Fähigkeit in früherer Zeit zweifelsohne gegeben war, eröffnen sich uns in einer zunehmend digitalisierten Welt Möglichkeiten, sämtliche Informationen praktisch bis in alle Ewigkeit zu erhalten, wodurch die Fähigkeit des Vergessens verloren geht. Bedingt durch die permanente Nutzung sozialer Medien oder von Online-Speicherdiensten gerät auf Dauer das Vergessen selbst in Vergessenheit.

Digitale Systeme vergessen lassen

Dennoch müssen Bewahren und Vergessen von Informationen nicht grundsätzlich im Widerspruch zueinander stehen. Es ist möglich, einen kontrollierten Informationsverlust in digitalen Systemen technisch umzusetzen. Für ein realistisches Verhalten sollte dies aber kein aktiver Prozess sein, der sozusagen auf Knopfdruck ausgelöst wird. Denn auch ein Mensch kann sich nicht von jetzt auf gleich dazu entschließen, etwas zu vergessen. Wir müssen den Verfall von Daten vielmehr über die Abbildung impliziter, natürlicher Prozesse realisieren, indem wir uns beispielsweise daran orientieren, wie auch das Vergessen im menschlichen Gehirn funktioniert.

Veröffentlicht

Mittwoch
17. April 2019
08:26 Uhr

Von

Theodor Schnitzler

Dieser Artikel ist am 3. Mai 2019 in Rubin 1/2019 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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