Radioastronomie Eine Flut neuer Entdeckungen am Himmel
Mit den sieben Jahre lang gesammelten Daten dieses Radioastronomie-Projekts könnte man die Festplatten von 20.000 Laptops füllen. Sie ermöglichen einzigartige neue Einblicke in das Universum.
Ein internationales Forschungsteam hat eine neue Himmelskarte mit 4,4 Millionen Galaxien veröffentlicht. Sie alle wurden erstmals im Radiowellenbereich sichtbar gemacht. Eine Million dieser Galaxien war zuvor sogar vollkommen unbekannt. Sieben Jahre lang sammelte das Team, an dem auch die Ruhr-Universität Bochum (RUB) beteiligt ist, Daten mit dem europäischen Radioteleskop LOFAR, kurz für Low Frequency Array. Die Forschenden kartierten ein Viertel des nördlichen Himmels im Radiowellenbereich.
„Jetzt, da dieser Datenschatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, kann jeder die exotischsten Wunder unseres faszinierenden Universums in einem völlig neuen Licht betrachten“, sagt Michael Stein, Doktorand am Astronomischen Institut der RUB.
Die meisten Objekte in der neuen Himmelskarte sind Milliarden Lichtjahre entfernt. In der Regel handelt es sich um Galaxien, die in ihrem Zentrum massereiche Schwarze Löcher oder Gebiete sehr starker Sternbildung beherbergen. Seltener sind auch Gruppen von kollidierenden Galaxien darunter oder Objekte aus unserer eigenen Milchstraße wie Sterne mit Strahlungsausbrüchen, sogenannte Flare-Sterne.
Acht Petabyte an Daten
Der acht Petabyte große Datensatz umfasst Aufnahmen von 3.500 Beobachtungsstunden. Damit könnte man die Festplatten von ungefähr 20.000 Laptops füllen. Und das sind erst 27 Prozent der Daten, die das LOFAR-Projekt insgesamt erheben wird. Die Forschenden sind sicher, dass sich daraus noch viele neue Erkenntnisse ergeben werden. So ermöglichen es die Messungen etwa zu erforschen, wie Schwarze Löcher entstehen oder welche physikalischen Prozesse der Entstehung von Sternen zugrunde liegen.
Öffentlich verfügbare Daten
Die LOFAR-Daten stehen Forschenden weltweit für die weitere Auswertung zur Verfügung und wurden auch in den vergangenen Jahren bereits von zahlreichen Gruppen für die wissenschaftliche Arbeit genutzt. Auch das Team um Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar vom Astronomischen Institut der RUB arbeitet damit. Die Bochumer Forschenden interessieren sich vor allem für den Einfluss von galaktischen Winden auf die Evolution von Galaxien und für Zwerggalaxien mit extrem hohen Sternbildungsraten als Analogie zu den ersten Galaxien in unserem Universum.
„Die völlig neuartige Technik des LOFAR-Radioteleskops eröffnet uns viele neue Möglichkeiten, um energiereiche physikalische Prozesse in der Welt der Galaxien zu untersuchen. Die Beteiligung an diesem internationalen Projekt ermöglicht uns wichtige Beiträge zur Erforschung kosmischer Plasmen, einem Schwerpunkt an der RUB“, sagt Ralf-Jürgen Dettmar.