Nachhaltigkeit Wie Wasserstoff grüner wird
Grüner Wasserstoff gilt als Zukunft der Energieversorgung. Ein Start-up entdeckt neue Werkstoffe für umweltfreundliche Katalysatoren.
Mit grünem Wasserstoff lassen sich Wind- und Sonnenenergie speichern und wieder in elektrische Energie umwandeln – ganz ohne CO2-Ausstoß. Die für die Produktion von Wasserstoff notwendigen Katalysatoren bestehen oft aus teuren Edelmetallen, die umweltschädlich abgebaut werden.
Das Start-up xemX des Worldfactory Start-up Centers (WSC) der Ruhr-Universität Bochum nutzt KI-datengetriebene Hochdurchsatzforschung an Hochentropielegierungen, um neue, geeignete Materialien zu entdecken. Im Interview spricht Sven Maihöfer über die Besonderheiten eines Deep-Tech-Start-ups und die Vorteile einer nachhaltigen Geschäftsidee.
Warum ist euch als Start-up Nachhaltigkeit wichtig?
Nachhaltigkeit ist uns wichtig, da sie die Basis für eine zukunftsfähige Energieversorgung darstellt. Mit unseren Werkstoffen für Wasserstoffanwendungen möchten wir dazu beitragen, fossile Brennstoffe zu ersetzen und den Weg für eine saubere und umweltfreundliche Energiequelle zu ebnen.
Was genau ist eure Gründungsidee und was macht sie nachhaltig?
Grüner Wasserstoff benötigt Katalysatoren, um effizient Wasser in reinen Wasserstoff und Sauerstoff zu trennen. Aktuelle Katalysatoren basieren auf einigen wenigen teuren Elementen. Auch die kurze Lebensdauer aktueller Katalysatoren ist ein Problem. Mit unserer daten-getriebenen Hochdurchsatzforschung und Machine-Learning-Verfahren finden wir neue Werkstoffkombinationen und versorgen unsere Kunden mit maßgeschneiderten Katalysatoren. Unsere Katalysatoren sind außerdem langzeitstabil, weisen eine hohe Performance auf und können im industriellen Maßstab hergestellt werden. So tragen sie entscheidend dazu bei, die Produktion von grünem Wasserstoff voranzutreiben.
Gründen bedeutet, viel auszuprobieren und Fehler zu machen, aber es bedeutet nicht, Ressourcen unnötig zu verschwenden.
Wie versucht ihr, schon während des Gründungsprozesses nachhaltiger zu sein?
Während des Gründungsprozesses setzen wir vor allem auf digitale Workflows. Prototypen von Anwendungssystemen lassen sich beispielsweise ganz einfach in kleiner Zahl mit 3D-Druckern herstellen. Gründen bedeutet, viel auszuprobieren und Fehler zu machen, aber es bedeutet nicht, Ressourcen unnötig zu verschwenden. Außerdem achten wir darauf, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die ebenfalls Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Gibt es etwas, das ihr gerne schon früher gewusst hättet?
Wir sind in der chemischen Industrie zuhause. Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit können oft langsam und bürokratisch sein, insbesondere wenn man mit größeren Unternehmen Geschäfte macht. Während normale Start-ups oft schnell Umsätze generieren können, benötigen Deep-Tech-Start-ups mehr anfängliches Kapital, um den längeren Zeitraum bis zum Erzielen von Umsätzen zu überbrücken. Der Aufbau eines starken Netzwerks in der Branche ist oft entscheidend für den Erfolg.
Inwieweit haben euch die Ruhr-Universität beziehungsweise das Worldfactory Start-up Center unterstützt?
Die Ruhr-Universität und das Worldfactory Start-up Center sind erstmal große Begriffe. Aber dahinter stecken dutzende engagierte Menschen mit Gesicht und Herzblut, die sich um uns kümmern, uns zuhören und uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Beim Aufbau unseres Start-ups ging es schon mal drunter und drüber, aber wir können uns immer auf die Unterstützung des WSC verlassen, egal ob durch Mentoring, Coaching, Vernetzung mit Fachleuten oder Hinweise auf Veranstaltungen. Auch der Zugang zu exzellenten Laboren und die Expertise an den Lehrstühlen ist unersetzbar für ein Deep-Tech-Start-up. Wir sind dankbar, die Ruhr-Universität unsere Heimat nennen zu können.
Immer mehr Kunden setzen regulatorische Standards im Bereich Nachhaltigkeit. Lieferanten sind hier oft schon einen Schritt voraus.
Warum lohnt es sich, als Gründerinnen oder Gründer auf Nachhaltigkeit zu setzen?
In einer Welt mit begrenzten Ressourcen sichert ein nachhaltiger Ansatz langfristiges Wachstum und das Überleben des Unternehmens. Und natürlich kann nachhaltiges Handeln, wie beispielsweise Energieeffizienz, langfristig zu Kosteneinsparungen führen. Immer mehr Kunden setzen regulatorische Standards im Bereich Nachhaltigkeit. Lieferanten, die bereits nachhaltig agieren, sind hier oft schon einen Schritt voraus. Abseits von geschäftlichen Vorteilen ist es auch eine ethische Verpflichtung, verantwortungsbewusst und nachhaltig zu handeln. Noch haben wir nur diesen einen Planeten.
Welchen Tipp habt ihr für Gründungsinteressierte, die ihr Start-up nachhaltig gestalten möchten?
Definiert von Anfang an klare Werte und integriert diese in eure Prozesse, sodass diese nicht nur einfache Worthülsen bleiben. Setzt euch regelmäßig neue, ambitionierte Nachhaltigkeitsziele und sucht stets nach Verbesserungsmöglichkeiten. Kommuniziert eure nachhaltigen Bemühungen an Kundinnen und Kunden sowie an euer Netzwerk. Nutzt das Feedback und startet gemeinsame Projekte, um von Beispielen guter Praxis zu lernen und Synergien zu schaffen.