Serie Nachhaltig gründen
Das Start-up-Team Okeanos vereint Fachwissen aus den Bereichen Hydrologie, Wasserwirtschaft und IT-Entwicklung.
© Privat

Nachhaltigkeit Was künstliche Intelligenz von Wasser weiß

Extremwetterereignisse sind nur eine der Folgen des globalen Klimawandels. Kann künstliche Intelligenz uns frühzeitig vor Gefahren warnen?

Unwetter, Starkregen und Hochwasser – immer häufiger wird von Schäden durch Extremwetterereignisse berichtet. In Folge des globalen Klimawandels steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Wetterlagen. Das Start-up Okeanos macht es sich zum Ziel, KI-basierte Lösungen für die Wasserwirtschaft zu entwickeln. Hierzu zählen die straßengenaue Vorhersage von Starkregen ebenso wie die Bestimmung des Wasserhaushaltes in Waldböden. Für ihr einzigartiges Hochwassermonitoring, das unterschiedliche Sensordaten, darunter Wasserstand, Bodenfeuchte und Wetterdaten, zusammenführt, gewann das Start-up-Team im Jahr 2023 den ersten QUBO – Innovationsaward der Ruhr-Universität Bochum.

Dr. Benjamin Mewes, der am Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft der Ruhr-Universität promoviert hat, ist sich sicher, dass klimatische Veränderungen digitale Lösungen erfordern. Nachhaltigkeit sieht er als Chance sowohl für Start-ups als auch für das Ruhrgebiet.

Nachhaltigkeit sollte die Triebfeder für die Entwicklung im Ruhrgebiet sein.

Warum ist euch als Start-up Nachhaltigkeit wichtig?
Der Emscherumbau und die Transformation von altindustriellen Flächen hin zu einem lebenswerten Raum für die Menschen in der Region hat uns bereits die letzten Jahrzehnte begleitet und wird auch in Zukunft eine große Herausforderung bleiben. Nachhaltigkeit sollte daher die Triebfeder für die Entwicklung im Ruhrgebiet sein.

Was genau ist eure Gründungsidee und was macht sie nachhaltig?
Im Gegensatz zu früher stehen uns heutzutage viele hilfreiche Umweltinformationen und -daten zur Verfügung, die aber oft isoliert und nicht als Gesamtsystem betrachtet werden. Mithilfe von künstlicher Intelligenz können wir diese Informationen wesentlich schneller miteinander verknüpfen, Lagebilder erzeugen und hydrologische Modelle erstellen. Mit unterschiedlichsten KI-basierten Lösungen helfen wir der Wasserwirtschaft bei der verbesserten Bewirtschaftung einer wertvollen Ressource. Zudem haben hydrologische Extreme wie Überschwemmungen in den vergangenen Jahren massiv zugenommen und bedürfen einer gesellschaftlichen Antwort. Als Ingenieurhydrologen setzen wir unsere Kenntnisse in der Kombination mit modernen Ansätzen der Informatik ein, um maßgeschneiderte Antworten zu liefern.

Bei der Worldfactory finden wir immer ein offenes Ohr!

Wie versucht ihr, schon während des Gründungsprozesses nachhaltig zu sein?
Für uns spielt Nachhaltigkeit nicht nur im Bereich der Wasserwirtschaft eine wichtige Rolle, wir versuchen auch die Felder Software- und KI-Entwicklung nachhaltig zu gestalten; anderenfalls stünde man auf verlorenem Posten.

Zur Person

Benjamin Mewes studierte zunächst Geografie, öffentliches Recht und Soziologie mit Schwerpunkt auf physischer Geografie und Umweltwissenschaften. Anschließend setzte er sein Studium in Freiburg fort und spezialisierte sich auf Hydrologie sowie Umwelt-, Natur- und Forstwissenschaften. 2015 bis 2019 promovierte Mewes an der Ruhr-Universität Bochum und lernte am Lehrstuhl seinen heutigen Mitgründer Hennig Oppel kennen. Oppel studierte bereits Umweltingenieurwesen im Bachelor und Master an der Ruhr-Universität.

Während ihrer Promotionszeit erkannten Mewes und Oppel, dass die Technologie in der Wasserwirtschaft teilweise veraltet war und entwickelten das Ziel, Hydrologie, Informatik und Wasserwirtschaft zu kombinieren. Mit dieser Idee gründeten sie 2019 gemeinsam das Unternehmen Okeanos, welches seit 2021 als GmbH mit zwölf Mitarbeitenden tätig ist.

Gibt es etwas, das ihr gerne schon früher gewusst hättet?
Die Produktentwicklung ist ein Prozess, der bei der Gründung frühzeitig angepackt werden muss. Bei Okeanos haben wir das etwas anders vorgesehen und daher hier zu spät eingesetzt.

Inwieweit haben euch die Ruhr-Universität beziehungsweise das Worldfactory Start-up Center unterstützt?
Wir haben ein tolles Pitch-Training beim Worldfactory Start-up Center erhalten und wurden zudem bei unserer erfolgreichen Bewerbung für das Förderprogramm EFRE Startup.Transfer unterstützt. Auch heute noch sind wir gerne vor Ort im MakerSpace, um unsere Ideen ins Sparring zu geben und mittels Feedback weiterzuentwickeln. Bei der Worldfactory finden wir immer ein offenes Ohr!

Häufig wird der Drang zur Nachhaltigkeit mit Beschränkungen gleichgesetzt; mit Mut zur Nachhaltigkeit kann daraus jedoch eine große Chance entstehen.

Warum lohnt es sich, als Gründerinnen oder Gründer auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Nachhaltigkeit sollte von Gründerinnen und Gründern als Chance genutzt statt als Bürde angesehen werden. Nur nachhaltige Geschäftsfelder bilden nachhaltige Unternehmen aus. Häufig wird der Drang zur Nachhaltigkeit mit Beschränkungen gleichgesetzt; mit Mut zu mehr Nachhaltigkeit kann daraus jedoch eine große Chance entstehen.

Welchen Tipp habt ihr für Gründungsinteressierte, die ihr Start-up nachhaltig gestalten möchten?
Fangt in eurem nahen Umfeld an. Auch Mitarbeitergewinnung kann nachhaltig sein. Bindet gute und qualifizierte Mitarbeitende frühzeitig, bevor ihr sie wieder verliert. Setzt euch keine unrealistischen Ziele, sondern versucht, etwas im Kleinen zu bewegen. Erfolge auf dieser Ebene motivieren und befähigen euch, den nächsten großen Schritt zu wagen.

Sustainable RUB 2030

Das Worldfactory Start-up Center (WSC) unterstützt als zentrale Anlaufstelle für Gründung und Transfer alle Gründungsinteressierten der Ruhr-Universität bei der Umsetzung nachhaltiger Geschäftsideen. Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsforschung finden so ihren Weg in die Gesellschaft.

Der Bereich Transfer zählt zu den zentralen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeitsstrategie Sustainable RUB 2030, die im Oktober 2023 veröffentlicht wurde. Aktivitäten und Fortschritte im Bereich Transfer sowie weitere Beispiele guter Praxis finden sich auf dem Nachhaltigkeitsportal.

Veröffentlicht

Donnerstag
19. Oktober 2023
09:10 Uhr

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